Pater Gerhard Weisbrich SVD (Steyler Missionar) schrieb 1996 über die Kirche des früheren Missionshauses St. Xaver:
Die Kirche des 1915 eingeweihten Missionshauses St. Xaver der Gesellschaft des Göttlichen Wortes (SVD), Steyler Missionare, wurde mit dem Erweiterungsbau der Schule 1924/25 erbaut. Am 23.8.25 weihte Herr Dr. Kaspar Klein, Bischof von Paderborn, die neue Kirche ein.
Der Kunstmaler Philipp Schumacher, München, ein Vertreter der Nazarener-Kunstrichtung, gestaltete von April 1929 bis April 1930 den figürlichen Teil, Bruder Hadumar SVD mit seiner hauseigenen Malerwerkstatt übernahm den dekorativen Teil der Ausmalung.
In der Apsis erscheint auf purpurrotem Grund der Auferstandene als ewiger Hoherpriester im leuchtend rotem Messgewand. Über ihm schwebt die Geisttaube auf siebenteiligem Goldgrund mit sieben goldenen Flammen.
Auf dem dunkelblauen Triumphbogen steht in goldenen Lettern die Deutung des Ganzen, die der Herr in der Synagoge von Nazareth selbst gab: „ Der Geist des Herrn ist auf mir, denn er hat mich gesalbt, den Armen Frohe Botschaft zu verkündigen.“ (LK 4,18)
Er, der erhöhte Herr, sendet die Evangelien tragenden Engel in alle vier Winde. Er kann von sich sagen: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ (Mt 28,18) „Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie.“
Darunter in sieben Fenstern, in tiefen schweren Farbtönen sieben Engelgestalten mit den Symbolen der sieben Sakramente. Durch sie ist der Auferstandene seiner Kirche nahe, durch sie werden die Völker zu Jüngern.
In der Mittelzone, auf dunklem purpurrotem Grund, stehen paarweise zwischen den leuchtend grünen Säulen in schlichten grauweißen Gewändern die überlebensgroßen Apostelgestalten: links Petrus und Andreas, Johannes und Jakobus, Bartholomäus und Simon, rechts Paulus und Jakobus der Ältere, Thomas und Philippus, Matthäus und Thaddäus. In der Sockelzone zwischen den blauen, goldgesäumten Pilastern finden sich gemalte Teppiche. Auf rotem Grund stehen Ranken- und Blattmotive golddurchwirkt mit Kreuzmotiven.
Auf der neugeschaffenen halbrunden Altarinsel erhebt sich der neue Opferaltar aus Sandstein mit acht kleinen gotischen Säulchen mit Knospenkapitellen; am Altarstipes ist das Relief des Hauspatrons Franz Xaver SJ (1506 – 1552), des Apostels Indiens und Japans, angebracht. Hinter dem Altar erhebt sich die Sakramentsstele mit Tabernakel, drehbarem Aussetzungsthron und Kreuzigungsgruppe.
Auf den Tabernakeltüren das Relief der Verkündigung an Maria mit der Inschrift: „Et verbum caro factum est“: „Und das Wort ist Fleisch geworden.“ (Joh 1,14)
Dieses Leben Jesu, eingespannt zwischen Menschwerdung und Sterben am Kreuz, ist nicht zu verstehen ohne die Liebe des Vaters. Deshalb heißt das Deutewort am Sockelbalken der Kreuzigungsgruppe: „(Sic) enim dilexit deus mundum ut filium suum unigenitum daret.“ „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab.“ (Joh 3,16)
Dieses Sterben „seines geliebten Sohnes“, mit der Inschrift „Filius meus dilectus“ über dem Kreuz angesprochen, wird weiter ausgedeutet im Relief des Aussetzungsthrones zwischen Tabernakel und Kreuzigungsgruppe mit der Thematik aus der Apokalypse des Johannes. Dort heißt es: „Als das Lamm das Buch empfangen hatte, fielen die vier Lebewesen [Mensch, Löwe, Stier und Adler] und die 24 Ältesten vor dem Lamm nieder, und sie sangen ein neues Lied: Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du wurdest geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erworben aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern.“ (Offb 5,8-9)
Über dem Osterlamm mit der Auferstehungsfahne stehen die sieben Lampen für die ganze Kirche. Das Deutewort zum Ganzen lautet: „Ecce agnus dei, ecce qui tollit peccata mundi.“ „Seht das Lamm Gottes, seht, es nimmt hinweg die Sünden der Welt.“ (Joh 1,36)
Diese weltweite missionarische Thematik des Chorraumes wird in den 14 Seitenkapellen vertieft. Die Symbole in den Fenstern werden durch Schriftworte auf der Fensterrahmung verdeutlicht, die Mahnungen und Verheißungen an die Missionare enthalten.
Der I. Station des von Schumacher gemalten Kreuzweges, der in seiner schlichten, großformigen Art besticht, ist der Josefsaltar zugeordnet.
Dem Netzkorb im Fenster entspricht Jesu Auftrag: „Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ (Mt 4,19)
Der II. Station ist der Engelaltar zugeordnet. In den täglichen Anrufungen der Titulare und Patrone der Gesellschaft heißt es: „Heilige Michael, Gabriel und Raphael, schützt das Reich Gottes auf Erden.“
Die Kerze im Fenster mahnt: „Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5,14)
Unter der III. Station steht der Joachim- und Anna-Altar (Eltern Mariens) gemäß der Anrufung: „Heilige Josef, Joachim und Anna, erfleht uns Diener der Frohbotschaft.“
Dem Salztopf im Fenster entspricht die Umschrift: „Ihr seid das Salz der Erde.“ (Mt 5,13)
Zur IV. Station „Maria begegnet Jesus“ passt die Darstellung der Kommunion Mariens im Mittelteil des Altaraufsatzes. Über dem Apostel Johannes steht: „Quem Jesus diligebat“; „den Jesus liebte“.
Über Andreas: „Suscipeme sancta crux“; „nimm mich auf, heiliges Kreuz“. Die tägliche Anrufung lautet: „Hl. Petrus, Paulus, Johannes und Andreas, helft den Kündern des Glaubens.“
Die Säule im Fenster mahnt die Missionare: „Ihr seid die Säulen und Grundfesten der Wahrheit.“ (1Tim 3,15)
In der V. Station hilft Simeon Jesus das Kreuz tragen. Der Altaraufbau zeigt die Huldigung der Völker (Weisen) an der Krippe.
Die Weisung des Buches im Fenster bedeutet: „Ihr seid Verkünder des Wortes Gottes“ (Verbum Dei) (2Tim 4,2).
Zur VI. Station mit Veronika gehört der Theresienaltar (Thérèse von Lisieux). Gleich zweimal ist die Missionspatronin dargestellt, in einem Relief streut sie, der eigenen Verheißung gemäß, Rosen über St. Xaver mit der Iburg: “Ich werde meinen Himmel damit verbringen, auf Erden Gutes zu tun. Nach meinem Tod werde ich Rosen vom Himmel regnen lassen…”
Die Weisung entsprechend der Schwurhand für den Verkündiger lautet: „Ihr sollt Zeugnis von mir geben“ (Joh 15,27).
Der VII. Station „Jesus fällt unter dem Kreuz“ ist der Altar der Jugendpatrone (Stanislaus Kostka SJ, Aloisius Gonzaga SJ, Gabriel Possenti CP, Johannes Berchmans SJ) zugeordnet.
Die Deuteschrift „Beati mundo corde; quoniam ipsi deum videbunt“; „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8) aus der Bergpredigt zeigt das Geheimnis dieser Personen, die die Reinheit in der Selbstbeherrschung erlangten (Schwerter vor Lilien).
Die Weisung für den Missionar, angedeutet im Kreuz, besagt: „Ihr predigt Christus den Gekreuzigten.“ (1Kor 1,23)
Die VIII. Station zeigt Jesus mit den Frauen. Der Altar ist den Patronen der Brudermissionare geweiht: Alfons Rodriguez, Konrad von Parzham, Paschalis Baylon (Pascual Baylón), Gerhard Majella. Auf sie wird die Seligpreisung angewandt: „Beati pauperes spiritu, quoniam ipsorum est regnum coelorum.“ „Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.“ (Mt 5,3)
Der siebenarmige Leuchter im Fenster wird gedeutet: „Ihr seid Ausspender der Geheimnisse Gottes.“ (1Kor 4,1)
In der IX. Station fällt Jesus zum dritten Mal. Jeder Missionar ist gefragt: „Könnt ihr den Kelch trinken?“ (Mk 10,38)
Der Altaraufbau zeigt den Bischof Liborius, Patron der Erzdiözese Paderborn, und Bischof Ansgar, Leiter der Klosterschule von Corvey, Apostel des Nordens.
Zur X. Station, „Jesus wird seiner Kleider beraubt“, passt die Verheißung des Herrn „In den Synagogen werden sie euch geißeln“ (Mt 10,17). Im Fenster findet sich die Geißel.
Im Patronsaltar sind Vinzenz von Paul, „Apostolus Caritatis“, „Apostel der Liebe“, und Papst Gregor der Große sowie Augustinus, „Amator Trinitatis“, „Liebhaber der Dreifaltigkeit“, und Franz Xaver, „Lumen Orientis“, „Licht des Ostens“, um den lehrenden Christus geschart. Die tägliche Bitte der Missionare: „Hl. Gregorius, Augustinus und Vinzentius, bittet für alle Stände der Kirche.“
Der Altar der XI. Station, „Jesus wird ans Kreuz geschlagen“, ist den Aposteln Petrus „Tu es Petrus“, „Du bist Petrus“, und Paulus, „Vas Electionis“, „der besonders Erwählte“, geweiht. Den Missionar trifft das Apostellos: „In Tränen streut ihr eure Saat.“ (Ps 125,7)
Unter der XII. Station steht der Kreuz- und Reliquienaltar. „Ecce lignum crucis“, „Seht das Holz des Kreuzes“, lautet die Umschrift über dem Mittelschrein, der die Kreuzreliquie birgt.
„Exultabunt santi in gloria – laetabuntur in cubilibus suis“, „Frohlocken werden die Heiligen in Herrlichkeit – sie werden sich freuen am Ort ihrer Ruhe“ (Ps 149) steht über dem Schrein mit den Reliquien der Heiligen. Entsprechend gilt die Verheißung: „Frohlockend kehrt ihr heim mit euren Garben“ (Ps 125,8).
Der XIII. Station, „Jesus im Schoß seiner Mutter“, sind im Altar die Darstellung im Tempel und die Flucht nach Ägypten sinnvoll zugeordnet. Im Tabernakel werden die heiligen Öle aufbewahrt.
Dem Thron mit der Waage im Fenster entspricht die Verheißung: „Auf 12 Thronen werdet ihr sitzen, die 12 Stämme Israels zu richten.“ (Mt 19,28)
Der XIV. Station, „Jesus wird ins Grab gelegt“, ist der Marienaltar zugeordnet. Die letzte Verheißung ist der Apokalypse (2,1) entnommen: „Getreu bis in den Tod werdet ihr die Krone des Lebens empfangen.“
Maria, Josef, Kruzifixus und Franz Xaver-Relief stammen vom Bildschnitzer Reichmann, Paderborn, alle übrigen Schnitzwerke hat Br. Gentianus SVD entworfen und ausgeführt.
Wenden wir uns der Orgelempore zu, dann sehen wir über der dreifachen Öffnung zwei musizierende Engel. Auf dem Spruchband unter dem strahlenden Kreuz erscheint das missionarische Thema: „Lobet den Herrn, alle Völker lobet ihn, alle Nationen.“ Die Feith-Orgel (1955) wurde von der Firma Sauer, Ottbergen, erneuert. Das Gehäuse nach dem Entwurf von Prof. K.-J. Schmitz, Paderborn, wurde in der hauseigenen Werkstatt von A. Heidkerken ausgeführt. Die Orgel hat 36 Register.
Unter der Orgelempore ist das neue Fenster mit den 1975 seliggesprochenen Steyler Missionaren: dem Gründer des Steyler Missionswerkes Pater Arnold Janssen (1837 – 1909) und dem ersten Chinamissionar der SVD, Pater Josef Freinademetz (1852 – 1908). Täglich betet die Klostergemeinschaft mit allen Steyler Missionaren in aller Welt: „Selige Arnold und Josef, steht uns bei in unserem apostolischen Dienst.“