13.06.2024

Tiefes Vertrauen in Gott als Urgrund unseres Seins

Aus welchem Reichtum an Lebens- und Glaubenserfahrung er schöpft, das wurde deutlich bei einem Vortrag von Pater Anselm Grün in der Aula des Gymnasiums St. Xaver.

„Gott und die Quantenphysik“ – so lautete das angekündigte Thema, über das Pater Anselm Grün referierte. Und auch wenn dieses auf den ein oder anderen Besucher zunächst recht trocken wirken mochte, verstand Pater Anselm es von der ersten Minute seines Vortrags an, seine Zuhörerinnen und Zuhörer für seine Überlegungen zu begeistern.

 

Dabei führte er zunächst die naturwissenschaftliche Ausgangslage vor Augen. So seien im Verlauf des 20. Jahrhunderts Entdeckungen in der modernen Physik gemacht worden, die nicht in Einklang mit den bisherigen Erkenntnissen der klassischen Physik zu bringen seien und den Gesetzen der Logik völlig zuwiderliefen.

 

Insbesondere revolutionäre Entdeckungen in der Quantenphysik und in Zusammenhang mit der Relativitätstheorie seien es gewesen, die ganz und gar widersprüchlich erschienen. Dafür führte Pater Anselm u. a. Experimente wie den Doppelspaltversuch an, die sich dem menschlichen Verstand entziehen würden, da die Quantenobjekte voneinander zu wissen scheinen, auch wenn dies – objektiv betrachtet – unmöglich sei.

 

Dieser bemerkenswerte Befund stellte den Ausgangspunkt für Pater Anselm Grüns weitere Überlegungen dar. Denn es sei doch, wie er im Folgenden näher ausführte, eine Grunderfahrung, dass auch Menschen sich miteinander verbunden fühlten.

 

 

Dies sei nicht nur der Fall, wenn Personen miteinander verwandt oder befreundet seien, sich also besonders nahe stünden. Vielmehr machten Menschen auch die Erfahrung, dass es einen tieferen Urgrund gebe, der alles miteinander verbinde und versöhne. Dieses spezifische „Eine“, das wir in den monotheistischen Religionen als den einen personalen Gott identifizieren würden, werde bereits in den biblischen Schriften thematisiert, so u. a. in der Rede des Apostels Paulus auf dem Areopag in der Apostelgeschichte.

 

Pater Anselm räumte zwar ein, dass angesichts von Gewalt und kriegerischer Auseinandersetzungen in unserer Welt diese These von einem verbindenden Element realitätsfern klingen könne. Diese negativen Erfahrungen könnten aber kein Argument dafür sein, dass es daneben nicht auch eine andere Realität gebe, von der wir in Bildern sprechen, um sie zu begreifen, und die wahrgenommen werden könne, je nach dem, mit welchem Blick die Welt betrachtet werde.

 

 

Insofern führte Pater Anselm höchst überzeugend das aus, was ihn als Menschen zu tragen scheint: das Vertrauen auf einen Gott, der alles geschaffen hat und miteinander verbindet – auch eigene persönliche Differenzen, die sich in der Psyche unversöhnlich gegenüberstehen zu scheinen.

 

Auch hier Versöhnung zu stiften, um innere Ruhe zu erhalten, war Pater Anselm ein Anliegen. Entsprechend schloss er seinen Vortrag mit einem meditativen Ritual ab, das genau dieses Ziel verfolgte: ein tiefes Vertrauen auf den Urgrund unseres Seins zu schaffen, das innere Ruhe und Geborgenheit schenkt.