Dank neuster wissenschaftlicher Errungenschaften scheint mittlerweile vieles möglich, um menschliches Leben immer weiter zu optimieren. Welche ethischen bzw. theologischen Fragestellungen damit verbunden sind, erarbeitete Prof. Dr. Johannes Grössl von der Universität Paderborn im Rahmen eines spannenden Gastvortrags am Gymnasium St. Xaver zusammen mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe EF, die er zum Nach- und Mitdenken anregte.

Er regte die Schülerinnen und Schüler zum Nach- und Mitdenken an: Prof. Dr. Johannes Grössl während seines Vortrags in der Schulkirche des Gymnasiums St. Xaver.
„Transhumanismus ist die Idee, dass Menschen mithilfe neuer Technologien verbessert werden können, um natürliche Grenzen durch genetische, kognitive und moralische Enhancements zu überwinden; sei es durch medizinische Eingriffe, die Nutzung künstlicher Intelligenz oder Kybernetik – der Mensch strebt danach, stärker, klüger und gesünder zu werden. Doch was passiert, wenn wir uns immer weiter verbessern wollen? Welche ethischen und theologischen Fragen stellen sich dabei? Können wir alles, was technisch machbar ist, mit dem christlichen Bild des Menschen als Geschöpf Gottes in Einklang bringen?“
Unter dieser Agenda referierte Prof. Dr. Johannes Grössl, Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie an der Universität Paderborn, vor ca. 40 Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase, die sich im Rahmen ihres katholischen Religionsunterrichts bereits intensiv mit ethischen und (theologisch-) anthropologischen Fragestellungen auseinandersetzten. Während seines Vortrages in der Xaver’schen Schulkirche stellte Prof. Dr. Grössl nicht nur zentrale Grundannahmen und aktuelle Entwicklungen vor, sondern vermochte es auch in besonderem Maße, seine Zuhörerschaft durch gezielte Reflexionsfragen und lebensweltliche Kontextuierungen in eine intensive Auseinandersetzung über die Vereinbarkeit und Grenzen der Selbstoptimierung des Menschen als Imago Dei, als Ebenbild Gottes, hineinzuführen.
- Sie hatte die Idee für den Gastvortrag und führte in das Thema ein: Jessy Fisch (links) zusammen mit Prof. Dr. Grössl.
- Die während des Vortrags gestellten Fragen hallten in ihnen noch nach: Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe EF zusammen mit Prof. Dr. Grössl (vorne links) sowie Schulleiter Antonio Burgos (vorne mittig) und Jessy Fisch (vorne rechts).
Schulleiter Antonio Burgos zeigte sich beeindruckt vom Diskussionswillen seiner Schülerinnen und Schüler: „Es ist ermutigend zu erleben, wie junge Heranwachsende über ethische und gesellschaftliche Fragestellungen diskutieren – gerade bei einem hochkomplexen Thema wie dem Transhumanismus.“
Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, im gemeinsamen Beisammensein persönlich mit Prof. Dr. Grössl ins Gespräch zu kommen. Bei kleinen Stärkungen, die die Schülerinnen und Schüler liebevoll kulinarisch vorbereitet hatten, konnten sie in einer Atmosphäre gelebter Gastfreundschaft ihre Fragen stellen, persönliche Gedanken zum Gegenstand des Vortrags teilen sowie einzelne Aspekte vertiefen. Besonders wertschätzten die Lernenden die Bereitschaft von Prof. Dr. Grössl, sich ganz bewusst auf ihre Anfragen einzulassen und das Gespräch auf Augenhöhe zu suchen. Seine Offenheit für individuelle Perspektiven und sein Vermögen, auch kontroverse Gedanken ernst zu nehmen, hinterließen einen bleibenden Eindruck, der noch lange im Schulalltag nachhallen sollte.
Doch auch Prof. Dr. Grössl selbst würdigte das Engagement und das hohe Reflexionsniveau der Schülerschaft: „Es ist bemerkenswert, mit welcher intellektuellen Neugier und argumentativen Schärfe sich die jungen Lernenden mit dem Gegenstand des Transhumanismus auseinandergesetzt haben.“ Augenzwinkernd fügte er hinzu, er sehe durchaus großes Potential für zukünftige Nachwuchstheologinnen und -theologen.
Im Leitbild der Katholischen Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn heißt es: „Die fundamentale Bestimmung des Menschen als Geschöpf Gottes macht seine besondere Würde aus.“ Diesem Grundsatz ist vor der Hintergrundfolie rasanter technischer Entwicklungen und der damit einhergehenden selbstreflektiven Verantwortung im Sinne einer schöpfungsbewahrenden Ethik immer wieder neu Rechnung zu tragen, ganz besonders dort, wo junge Menschen dazu befähigt werden, gesellschaftliche Zukunftsfragen stets auch als ihre eigenen zu begreifen und deren Herausforderungen wie auch prospektives Potential im Lichte des Glaubens zu beleuchten.